Digitalisierung – Chance für den Mittelstand?

Digitalisierung spielt in nahezu allen Arbeitsbereichen eine große Rolle, trotzdem ist Digitalisierung für viele Organisationen noch immer eine große Unbekannte. Das liegt vor allem daran, dass jeder etwas anderes unter Digitalisierung versteht. Für den Mittelstand ist es daher besonders wichtig, hier mit einem klaren Verständnis der Digitalisierung zu starten.

Grundsätzlich kann man durch die Digitalisierung zwei wesentliche Ziele ableiten:

• Stärkung der Kundenbeziehung und
• Optimierung der Produktivität

Durch diese Ziele kann Digitalisierung am besten beschrieben werden als eine Methode. Diese ist dazu geeignet, auf der Basis einer IT-Infrastruktur, durch Vernetzung von Prozessen, die Ziele zu erreichen. Sehr praktische Beispiele sind z.B. der Verkauf über einen Online-Shop, die automatische Bestellübermittlung, die vernetzte Fertigungssteuerung, die digitale Freigabe des Urlaubsantrags etc.

Die Chancen, die sich für mittelständische Unternehmen bieten, sind groß. Der wesentliche Grund hierfür liegt hier vor allem im Vertrieb. Digitalisierung bietet mittelständischen KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) die Chance, schnell und ohne hohe Kosten neue Vertriebskanäle zu bearbeiten und somit neue Kundengruppen auf der ganzen Welt anzusprechen. Während dies früher sehr mühsam war, können die Kunden heute über das Internet direkt angesprochen werden. Produkte und Leistungen können im digitalen Schaufenster dargestellt werden, passende Bewertungen zu Produkten und Zubehör werden sofort mitgeliefert. Somit können Mittelständler mit Zielkunden direkt und schnell kommunizieren und hohe Reichweiten aufbauen.

Für den Mittelstand liegt ein besonderes vertriebliches Thema in der Nutzung von Plattformen. Plattformen (wie z.B. Amazon Business oder Mercateo) bieten für KMUs die Chance, ohne hohe Vertriebs- und Marketingkosten ihre Angebote darzustellen und neue Kunden zu adressieren. Diese Chance kann ein Mittelständler flexibler nutzen als ein Großunternehmen, da es weniger Vertriebskanalkonflikte gibt und diese auch schneller zu lösen sind – ein echter Vorteil für den Mittelstand.

Neben dieser Chancen schafft es Digitalisierung für mittlere Unternehmen auch, die Produktivität zu steigern, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen.

Folgende drei Beispiele zeigen die Chancen:

• Produktivität beginnt bei der effizienten Steuerung des Kunden durch moderne CRM-Systeme. Hierdurch wird eine fokussierte Bearbeitung sichergestellt und die Beschäftigten können Ihre Kompetenz dort einsetzen, wo ein Kunde hohes Potenzial hat.
• Ein weiteres wichtiges Element ist der Online-Vertrieb. Bspw. ermöglichen Shop-Lösungen nicht nur die Automatisierung der Bestellannahme, sondern vor allem die Nutzung von Chancen durch Online-Marketing.
• Die digitale Erfassung und Nutzung von Daten in der Wertschöpfungskette ist die größte Chance. Z.B. ermöglicht die Erfassung von Lagerbeständen, des Auftragsstatus oder auch von Versandinformationen, die Chance, gezielte Information zur Lieferung zu geben (sog. Tracking) und damit Kunden echt zu binden. Cloud-basierte BI-Systeme helfen dabei, diese Informationen einfach zu bearbeiten - ohne komplizierte Systemintegration.

Die Nutzung der Chancen erfordert in jedem KMU eine strukturierte Vorgehensweise, damit die anstehenden Investitionen in Personal und IT-Lösungen sich auch gewinnbringend auszahlen. Erfahrungsgemäß geht dies nicht neben dem Tagesgeschäft, sondern muss als Projekt mit klaren Verantwortlichkeiten und ausreichend Kapazität aufgesetzt werden, denn:

Digitalisierung betrifft alle Unternehmensbereiche, daher sollte diese durch den CEO gesteuert werden - nicht durch die IT!

Die Umsetzung hat grundsätzlich drei Phasen:

• Assessment: Ganzheitliche, strukturelle Erfassung der Situation mit den Beschäftigten jedes Fachbereichs
• Roadmap: Erarbeitung von Ansätzen zur Optimierung der Situation und Schaffung neuer digitaler Chancen – dies mündet in einen Fahrplan mit Teilprojekten
• Realisierung: In kleinen, meinst interdisziplinären Teams werden die Ansätze gezielt umgesetzt, um Quick-Wins sofort und strategische Leuchttürme danach zu realisieren. Dies bringt hohe Akzeptanz des Themas im Unternehmen.

Die TOP-Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung eines mittelständischen Unternehmens ist die deutliche und nachhaltige Unterstützung durch das ganze Management. Das bedeutet gegenüber Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten, die Ernsthaftigkeit und die Bereitschaft zur Umsetzung stets herauszustellen, aber auch skeptischen Beschäftigten zuzuhören.

Ein Teil der Digitalisierung wird es sein, „digitale" KPIs zu entwickeln und konsequent in der Organisation zu verankern. Denn erst dies ändert den Fokus aller Beteiligten, da Digitalisierung in einen Regelprozess übergeht, der dann Teil der Kultur wird.

Der Mittelstand hat die besten Voraussetzungen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen – jahrelang geübte Agilität, die Lust, neues auszuprobieren und die Chance, neue Methoden in der Cloud testen zu können, sind eine beste Voraussetzung, um Digitalisierungsgewinner zu werden.

Dr. Adrian Seeger ist seit 20 Jahren Manager im Mittestand. Er berät Unternehmer und unterstützt mittelständische Unternehmen in Veränderungsprozessen mit dem Fokus Wachstumsrealisierung, digitaler Transformation und Restrukturierung. Sein Schwerpunkt liegt in den Branchen B2B-Handel, industrielle Dienstleistungen und Industrie.

Wenn Sie Fragen zum Themenkomplex Digitalisierung haben oder sich dazu mit Herrn Dr. Seeger austauschen möchten, dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.